An die Arbeit, Eure Handschrift

Effi heute: Entfesselt und rebellisch

Alle fünf Schreibteams haben die fertige eff.i19 im Rahmen des Kongresses „Fontanes Medien 1819 bis 2019“ präsentiert. Max Reichert aus Gruppe #5 gab sogar eine Live-Kostprobe aus seinem Musical-Abschnitt, mit dem er die moderne Effi Briest enden lässt. Wie die Jugendlichen viereinhalb Monate lang Fontanes Klassiker auseinandergenommen, paraphrasiert und neu zusammengesetzt haben, beeindruckte die Kongressbesucher enorm und bot Gesprächsstoff. Auffallend: Unsere Herangehensweise macht Kenner der klassischen Effi Briest sprachlos. Keine gescheiterte Ehe, kein Freitod. Stattdessen eine Heldin, die rebellisch ist und sich nicht mehr mit den Fesseln des klassischen Frauenbildes herumschlagen muss, vielmehr mit den heutigen Herausforderungen konfrontiert ist. Ein Geert von Innstetten, der für Effi Mittel zum Zweck ist, weil er ein gutes berufliches Netzwerk mitbringt, und der sich neu erfinden muss, um ihr zu gefallen. Sei es, indem er kocht. Geblieben sind das Duell der Kontrahenten, Rollo, Roswitha, Gieshübler, der sich vom Theater auf das Medium Film verlagert hat, und ein ganz weite(re)s Feld.

 

Und, wie war’s so mit eff.i19? Moderator Rainer Falk vom Theodor-Fontane-Archiv Potsdam disktiert mit Sarah-Marie Neumann, Alpha Heidel, Alexander Ragwitz, Patricia Majaura und Max Reichert (v.l.).

 

Viel beachtet war der Abschluss der eff.i19 in den Medien: Der rbb widmete den Jugendlichen eine Sendung im Rahmen der Reihe „Märkische Wandlungen“, die Lausitzer Rundschau und die Märkische Allgemeine berichteten über die jungen Autoren/innen.

An die Arbeit, Eff.i2020 und ff

Das 68. Notizbuch

„Ich will was mit Medien machen“, ist kein Zitat des jungen Theodor Fontanes gewesen. 200 Jahre später fasst es seine Arbeitsweise aber ziemlich gut zusammen.

67 Notizbücher Stoffsammlung hat er angehäuft. Einen Himalaya aus Notizen, Anekdoten, Zeitungs-Clippings, Zitaten, Ideen für Texte, Stichworten über Begegnungen, Beobachtungen – ff.  Dieser Blog ist #68, das erste virtuelle Notizbuch, nicht von ihm, sondern über Theodor Fontane – und seinen Roman „Effi Briest“, der einst – vielleicht etwas gestelzt – als Adoleszenzroman galt. Heutzutage verwendet die Literatur für diese Art Bücher das Label „coming of age“. Die Handlungsaufforderung dazu lautet: Nachlesen, wie jemand erwachsen wird.

Eff.i19 dokumentiert, wie jemand erwachsen wird, seinen Raum erweitert, und darüber schreibt.

Nachzulesen: Hier. Schülerinnen und Schüler aus Brandenburg machen sich in die Spur, Stoff für eine neue, eine moderne Fassung von Effi Briest zusammenzutragen, und ihre Geschichte als Fortsetzungsroman („ff.“) aus ihrer Sicht wiederzugeben. 2019 jährt sich Fontanes Geburtstag zum 200. Mal. Die Laudatio schenken wir uns und ehren ihn damit, seine Methode anzuwenden, weil sie zur Mediennutzung junger Menschen heute passt. Ein worldweites Feld, das ihm gerecht wird. Und uns auch.